string installation, stream of pereption 4, PARALLEL VIENNA 19, gallery statement artdepot
working on string installation
time-spaces - virtuelle volumen 2008, aquamediale, Lübben, Germany
string installation, the image is within me-its not in front- I am inside-it is I, solo exhibition, Neue Galerie, Innsbruck (A)
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zeiträume- virtuelle volumen, permanent installation since 2006, Giardino di Daniel Spoerri, Seggiano, Toscany (I)
zeiträume- virtuelle volumen, permanent installation since 2006, Giardino di Daniel Spoerri, Seggiano, Toscany (I)
zeiträume- virtuelle volumen, permanent installation since 2015,
Beeldentuin Sculpture Garden Achter de Westduine, Zeeland, (NL)
Fadenkörper / string objects 2002-2023
Texte von 2006 / texts from 2006 :
frage nach wirklichkeit über zeit und raum hinaus/ Nora Schöpfer
time spaces / Nora Schöpfer
connected / Ingeborg Erhard
english translation: Natalie Taxer, Mag. Daniel Ostermann
frage nach wirklichkeit über zeit und raum hinaus
frage nach der haftung an zeit und raum
...ständiges tun im auftrag der verwirklichung.
durch verwirklichung von gedanken in materie bilden wir raum. essenziell und ideell.
bezugspunkte dafür sind gesellschaftliche normen und deren entwicklungen.
welche konstrukte werden gebaut unter berücksichtigung der bedürfnisse, der sozialen aspekte, des umweltschutzes, der zweckerfüllung, der nutzbarkeit, der ästhetik?
(...immer wiederkehrendes gehen an die selben orte, an denen die arbeit zu tun ist. mit arbeitsutensilien zum spannen, wie schere und faden, zum wiederholten male sehe ich gärtner und andere zuständige, jeder geht seiner arbeit nach.)
...bedeutend und unbedeutend zugleich. die triebfeder ist der auftrag. ein innerer und ein äußerer.
es ist ein planen, vorbereiten, konstruieren und restaurieren.
...unendlich seit es menschen gibt.
das konstruieren ist ein fäden ziehen, indem verbindungen geknüpft werden,
die konstruktionen verbessert und ausgefeilt werden, bis das ergebnis zufrieden stellt.
...ein fäden ziehen in hinsicht auf unterschiedlichste bezugspunkte. etwas wird getan in bezug auf bestimmte umstände, unter mitwirkung unterschiedlichster individuen, daraus entwickelt sich die form.
theoretisch gesehen wirkt diese struktur geometrisch: eckpunkte, tangenten, paralleln, diagonalen.
bei genauer betrachtung allerdings schleichen sich krümmungen und chaotische anordnungen ein.
alles immer noch in raum und zeit.
...eine chaotische komponente findet sich im konstruieren oder tun ohne logischen sinn und zweck.
wie in der kunst oder beim träumen...
...wenn alles ein traum ist, kann man die fäden über raum und zeit hinausspannen, darüber lohnt es sich gedanken zu spinnen.
netzte spinnen, mit dem gewahrsein, dass sie sich über zeit und raum ausdehnen.
...die fäden entstehen in der unendlichkeit, wie aus dem nichts. aus der leere. indem wir sie verweben schaffen wir raum und die spanne von einer länge zur anderen ist die zeit, vorübergehend, denn irgendwann geht die sonne unter und wir werden müde.
... ist die bedeutung der anker mit dem wir uns in zeit und raum einspannen?
Nora Schöpfer, 2006
Zeiträume- Virtuelle Volumen
Seit 2002 installiere ich Fadenkörper vor allem im Freien, aber auch in Räumen. Die transparent schwebenden Kuben sind aus Fäden oder Seilen in den Raum oder zwischen Bäume gespannt.
Sie erscheinen fast so, als sähe man nur einen flüchtigen Moment, sind aber durch Venetzung fest in dieser architektonischen Exaktheit positioniert.
Die Form ergibt sich durch Spannen von dünnen Fäden von allen Ecken der zuvor verknüpften Fadenkonstruktionen zu stabilen Punkten in der Umgebung, wie an Bäumen und Wänden.
Diese transparente Räumlichkeit ist für mich auch ein Sinnbild der menschlichen Wahrnehmung, ein Begrenzen und Definieren und gleichzeitig ein Auflösen davon, da die Illusion der Wahrnehmung darin deutlich wird.
Die vernetzte geometrische Konstruktion zeigt die Abhängigkeit von äußeren Trägern, sowie die nötige Spannung zur Aufrechterhaltung der Form. Sie stellt für mich damit eine Analogie zum menschlichen Denken und Konzipieren und dem gestaltenden Eingreifen in die Natur dar.
Durch das schwebende, transparente und doch klar konstruierte Erscheinungsbild werden die Aspekte Zeit, Raum und Materie hinterfragt.
Geometrische Leerräume thematisieren das Illusorische der Materie, ihre Vergänglichkeit.
Das exakte Spannen, welches Vorausssetzung für die Form der Körper ist, bringt die Verknüpfung zwischen einzelnen Bezugssystemen und den Beziehungen selbst hervor.
Nora Schöpfer / 2006
the question of reality beyond time and space
the question of adhering to time and space. …
constant activity in the service of realising. by realising thoughts into matter we form space. physically and mentally. the points of reference, in this respect, are social norms and their developments. which constructs are erected? by taking into consideration needs, social aspects, ecology, purposes served, usability, and aesthetics. (… returning over and over to the same places where work is to be done. with working utensils for drawing lines, such as scissors and threads. repeatedly I encounter gardeners and others in charge, all of them doing their jobs.) … significant and insignificant at once. the driving force is the assignment. from inside and out. this entails planning, preparing, constructing, and restoring. … without end. ever since there have been humans. constructing is a pulling of threads in which connections are established, constructions improved and polished, until the result is satisfactory. … a pulling of threads in relation to the most various points of reference. something is being done in relation to certain conditions, with the help of the most various individuals. and so the form evolves. from a theoretical point of view this structure appears geometric: corners, tangents, parallels, diagonals. on taking a closer look, though, you make out curves and chaotic arrangements. everything within space and time still. … a chaotic component will creep into the construction process, or into whatever we do, without a logical reason or purpose. as in art or when we are dreaming … … when everything is a dream, you can spin the threads beyond space and time. and it is worth spinning thoughts on that. to weave nets, fully aware that they spread across time and space. … in infinity, the threads emerge as if from nothing. from the void. by interweaving them we create space.and the distance from one length to the other is time, transient...for at some point the sun will go down and we will grow tired. is the meaning the anchor with which we root ourselves in time and space?
Time Spaces – Virtual transparency
I have been installing thread objects since 2002 - mainly in the open air but also in closed rooms. Made of threads or ropes suspended in a room or between trees, the geometric objects are transparent, apparently hovering cubes.
They give us the impression of seeing a mere moment in time. In effect however, they are positioned in this seemingly natural architectonic exactitude by complex interconnections:
they take on their actual form through their suspension by thin strings from each of their corners to stable points on trees or walls.
This transparent physicality to me is also a symbol of human perception, a delineation and definition and at the same time a dissolution of the same, since the illusion of perception becomes evident in these sculptures.
The enmeshed geometric construct reveals the connections and dependencies on exterior support and the tension necessary for maintaining its form, and in this becomes an analogy to human thought and conception and the formative intervention into Nature.
The floating, transparent and yet clearly constructed appearance touches our perception of Time, Space, and Matter.
And so, the geometric void thematizes the illusionary nature of matter, its transitory nature - but through the exact suspension between points that is prerequisite to the form‘s very existence, also the powerful interdepen-dency and connection between systems of reference and the relationships themselves...
Nora Schöpfer /2006 (translation: Natalie Taxer, Mag. Daniel Ostermann)
connected
Dr. Mag. Ingeborg Erhart, Kunsthistorikerin, Kuratorin: Einleitung zum Katalog Nora Schöpfer . Malerei . Installationen / 2006
Die Natur ist ein Tempel, wo aus lebendigen Pfeilern zuweilen wirre Worte dringen; der Mensch geht dort durch Wälder von Symbolen, die mit vertrauten Blicken ihn beobachten.
Wie langer Hall und Widerhall, die fern vernommen in die finstere und tiefe Einheit schmelzen, weit wie die Nacht und wie die Helle, antworten die Düfte, Farben und Töne einander.
Entsprechungen, Charles Baudelaire, Die Blumen des Bösen, dtv München 1997, S. 23
Nora Schöpfer geht es in ihrer künstlerischen Arbeit um Verbindungen - Verbindungen von Zufalls- und realen Landschaften, empirisch Beobachtetem und wissenschaftlich Bewiesenem, Mikro- und Makrokosmos, Ratio und Emotion, flüchtigen Bewegungen und der Präsenz des Augenblicks, Fotografie und Malerei, Computergrafik und Handzeichnung, …
Die Künstlerin geht der Natur der Dinge auf ihre eigene Weise nach und entdeckt, dass sich Strukturen überall zeigen. Sonnenlicht, das durch das Laub des Baumes vor ihrem Arbeitsraum auf den Atelierboden fällt sieht ähnlich aus wie DNA unter dem Elektronenmikroskop und die Darstellung einer menschlichen Brustdrüse aus einem medizinischen Fachbuch ähnelt in ihrer formalen Struktur einer Agave. Sie zeichnet in regelmäßigen Zeitabständen den Lichteinfall durch ein Fenster mit Kreide am Boden nach und am Abend bleiben Linien zurück, die wie ein Fächer Raum greifen.
„Linien machen Dimensionen auf “, sagt Nora Schöpfer. So verbindet sie beispielsweise in der Arbeit „free“, 2006, fotografiertes Geäst, das links ins Bild ragt, und expressiv-abstrakte Lackmalerei, die etwas mehr als die rechte Bildhälfte einnimmt, mit einer einzigen dünnen Filzstiftlinie. Welchen Konnex der Baum und die gestische Malerei konkret haben, ist für den Betrachter nicht gewiss. Die Linie aber, die die beiden Bereiche zusammenbringt, sitzt.
Nora Schöpfer sieht den Zusammenhang in der Struktur, die die Natur im Ast hervorbringt und in der zufälligen Schütt- und Rinnspur der Farbe. Für sie ist es eine fraktale Struktur, die sich beiderseits zeigt.
Großformatige Mixed-Media-Arbeiten wie diese und die an asiatische Kalligraphie erinnernden Werke auf Papier der vergangenen Jahre stehen in ihrer (partiellen) Reduziertheit in logischem Zusammenhang mit den „Fadenkörpern“, die die Künstlerin seit 2002 in die Natur, aber auch in Ausstellungsräume spannt. Durch die Linien, also die Fäden, wird hier eine totale Illusion evoziert. Der entstandene Raum ist reine Imagination. Nora Schöpfer macht deutlich, wie stark der Mensch in seiner Wahrnehmung an der Materialität haftet und dass die Vorstellung von Realität ausreicht, einen Raum zu erzeugen.
Nach Analogien zu suchen, Verbindungen aufzuspüren und vernetzt zu denken sind die Grundlagen für die Art und Weise der künstlerischen Visualisierungen von Nora Schöpfer. Diese Vielschichtigkeit der Auseinandersetzung führt auch dazu, dass es – obwohl Malerei und Installation im Vordergrund stehen - keine Festlegung auf ein Medium gibt.
Der rote Faden, der sich unverkennbar durch das Œuvre der Künstlerin zieht, ist „Landschaft“ im allerweitesten Sinn des Wortes. Nora Schöpfer lässt die Rezipienten ihrer Arbeit an dem dynamischen Dialogprozess, den sie mit den Gegebenheiten der Natur führt, teilhaben und überrascht mit immer neuen Beobachtungen und künstlerischen Erkenntnissen.
Ingeborg Erhart
• Eine Landschaft ist ökologisch gesehen ein geografisches Gebiet, welches sich durch gemeinsame Merkmale von anderen Gebieten abgrenzt. Die Landschaft als Ausschnitt der Erdoberfläche ist die Grundlage menschlicher Existenz, wird jeweils individuell wahrgenommen und befindet sich in einer ständigen Dynamik. Man unterscheidet zwischen natürlichen und vom Menschen geprägten Landschaften. Psychologisch gesehen ist die Landschaft der sinnliche Gesamteindruck und wird mit Umwelt gleichgesetzt. Kulturell zusammenhängende Landschaften nennt man Regionen.(…) http://de.wikipedia.org/wiki/Landschaft
Text: Dr. Mag. Ingeborg Erhart, Kunsthistorikerin